Generalrat traf sich erstmals nach der Wahl im Mutterhaus
Generalleitung gewählt – erstmals kam das Generalkapitel in USA zusammen
Olpe. Normalerweise findet im Mutterhaus der Olper Franziskanerinnen alles sechs Jahre das Generalkapitel statt. Dann wählen Delegierte aus Deutschland, den USA und den Philippinen eine neue Generalleitung. Aus verschiedenen Gründen war diesmal vieles anders: Erstmals fand coronabedingt das Generalkapitel erst nach sieben Jahren statt und erstmals auch nicht in Olpe. Wegen des Umbaus des Mutterhauses traf man sich im vergangenen Juni im Provinzhaus der amerikanischen Ostprovinz in der Nähe von Chicago in Mishawaka. Dort wurde Sr. Magdalena Krol als Generaloberin für eine dritte Amtszeit wiedergewählt. Mitglieder des Generalrates sind weiter Sr. Ann Kathleen Magiera als Generalökonomin und Sr. Petra Nielsen als Vikarin (beide Ostprovinz USA) sowie Sr. Maribel Piangco (Philippinen). Nun trafen sich die vier Frauen, die das oberste Leitungsgremium der Ordensgemeinschaft bilden, in der Kreisstadt.
Sr. Magdalena Krol ist 74 Jahre alt. Seit 2009 ist sie Generaloberin. Nur einmal gab es seit Bestehen des Ordens eine weitere Generaloberin mit ebenfalls drei Amtszeiten: Schwester Verena von 1914 bis 1948. „Damals spielten andere, politische Gründe eine Rolle“, sagt Krol, die im ersten Wahlgang mindestens von zwei Drittel der Delegierten gewählt wurde. Das ist sowieso die einzige Möglichkeit für eine dritte Amtsperiode. „Grundsätzlich ist es gut, wenn in Umbruchzeiten, in denen wir uns heute ja befinden, die Generalleitung nicht völlig neu ist“, sagt Sr. Magdalena Krol und spricht von einem hohen Vertrauensvotum. Gleichwohl sei die Wahl keineswegs so ein Kandidatenringen wie in der Politik. Man spreche vorher viel miteinander und sowieso habe sie als Generaloberin auch nicht das alleinige Sagen. „Wie die meisten Ordensgemeinschaften sind wir sehr demokratisch und die Hierarchien sind bei uns flach. Anstehende Entscheidungen im Generalrat werden gemeinsam getroffen.“
Bei einem Generalkapitel geht es indes nicht nur um die Wahl. Auf dem Programm steht immer auch das sogenannte Sachkapitel. Dabei schauen die Schwestern zurück auf das, was in der letzten Wahlperiode war, und sie schauen auf die Zukunft. „Dabei geht es nicht um administrative Dinge. Sondern um unseren Lebensstil als franziskanische Ordensgemeinschaft. Was ist wichtig im Leben, worauf wollen wir achten, wie können wir gemeinsam unsere Ziele realisieren?“, so die Generaloberin. Jetzt, mit Corona, seien insbesondere Fragen der Begegnung – auch international – von Bedeutung. „Wir fangen ja praktisch neu an, haben in einigen Provinzen junge Schwestern, in anderen eher alte. Da die Balance finden, ist auch eine Aufgabe.“
Vor zehn Jahren wurde die Ordensgründerin Maria Theresia Bonzel seliggesprochen. Ein Ereignis mit vielen schönen Erfahrungen und Impulsen ebenso für die Bürger der Stadt Olpe und darüber hinaus, an die man auch in Zukunft anzuknüpfen hofft. „Unsere Ordensgründerin ist unser Vorbild und die Verbindung zu Christus und unser Glaube ist die Grundlage, an der wir unser Leben ausrichten. Natürlich geht auch bei uns die Kirchenkrise nicht vorbei. Aber bei allen Erfordernissen, Strukturen zu verändern, dürfen wir diese Basis nicht vergessen“, wirft Sr. Magdalena Krol ihren Blick auf die Anfangszeiten des Ordens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als „das karitative Engagement selbstverständlich im Glauben wurzelte“. Aus diesen Wurzeln die Energie ziehen und ins Leben zu transportieren, bedeute heute wie ehedem „verwurzelt in Christus in die Zukunft gehen“.
Einen ersten Schritt zur Zukunftssicherung tat der Orden im Jahr 1902. Damals gründete Maria Theresia Bonzel die „Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe“, kurz GFO. Am 20. Juli 1995 wurde dann die „Maria Theresia Bonzel-Stiftung“ ins Leben gerufen. Vor zehn Jahren zog die GFO ins Mutterhaus am Kimicker Berg. Mit dem Ziel, weiter zu vernetzen, entschloss man sich vor etwa fünf Jahren zu einem weiteren größeren Umbau. Um der GFO mehr Raum zu geben. Und um weiter – wie vor Corona auch schon – geistliche Angebote wie Exerzitien und Einkehrtage machen zu können.
Was zwar kein Thema des Generalats war und ist, aber insbesondere die Olper interessieren dürfte: die Hostienbäckerei wird weiter Bestand haben. „Es gibt sowieso nur noch wenige und das Verschicken der Hostien nimmt zu“, so Sr. Magdalena Krol. Und wie sieht es mit einem Wiederaufleben des beliebten Spendencafés aus? „Viele von uns sind über 80 Jahre alt und die paar jungen Schwestern schaffen es einfach nicht, von Ostern bis Oktober jedes Wochenende das Café zu betreiben. Aber wer weiß, vielleicht ergeben sich ja neue Möglichkeiten. Der Raum ist da.“
Im kommenden Jahr hat jede Provinz ihr Provinzkapitel. Und 2024 wird es ein erstes internationales Treffen geben. Letzteres als ein Ergebnis des Generalkapitels.
(c) Birgit Engel